Wir setzen uns ein für eine Schule, die informativ und vielfältig beurteilt.
Das bedeutet für uns
Die heutigen Rahmenbedingungen für die Beurteilung auf dem Weg zum Notenzeugnis bleiben erhalten.
Erweiterte Beurteilungsformen ergänzen und verdeutlichen die Noten.
Die Kinder und die Eltern haben ein Anrecht auf eine Beurteilung, die das Kind weiterbringt. Dies können Noten alleine nicht leisten.
Noten sind zwar einfach, aber sie täuschen Genauigkeit vor, welche sie nicht einlösen: Beurteilungen verschiedener Lehrpersonen für die gleiche Arbeit streuen über die ganze Notenskala. Wiederholte Forschungsergebnisse1 zeigen, dass eine Note von 4 in einer anderen Klasse ebenso gut eine Note von 3 oder 5 bedeuten kann. Noten sind weder objektiv noch verlässlich und deshalb auch nicht vergleichbar. ... was ja immer ein Argument für Noten ist.
Und: Noten machen keine informativen, qualitativen Aussagen, das heisst, sie geben keine Auskunft darüber, was man konkret kann oder noch nicht kann.
Motivierend sind Noten höchstens für die sehr guten Schülerinnen und Schüler.
Aber: Motivation über sekundäre Anreize wie Belohnung (gute Noten) und Bestrafung (schlechte Noten) führt zur Verlagerung des Interesses vom Inhalt zum Anreiz. Das ist für das Lernen - auch der guten Schülerinnen und Schüler - absolut schädlich: Man lernt nur noch, was geprüft wird, wofür es "Notenbezahlung" gibt.
Das Aargauer Schulgesetz gibt vor, dass im Zeugnis Noten gesetzt werden müssen. Dies ist nicht in Frage gestellt und damit sind ausreichende Grundlagen für die Selektion vorhanden.
Wichtig ist, dass es für einzelne Leistungsnachweise aussagekräftigere Möglichkeiten der Beurteilung gibt, welche sich am Kompetenzstand und an differenzierten Kriterien orientieren. Dies gibt den Schülerinnen und Schülern, ihren Eltern und den Lehrpersonen verlässliche Informationen zum Lernstand und zur Lernentwicklung.
Verbunden mit vielfältigen Formen von Leistungsnachweisen, mit förderorientierter Beurteilung und mit Selbstbeurteilung ergibt sich damit Nutzen für das Lernen und nicht nur für die Selektion.
Angesichts der Wirkungslosigkeit von Selektion für das Lernen (Hattie-Studie 2024: Effekt annähernd null)2 lohnt es sich, möglichst viel Energie und Aufwand in die förderorientierte Beurteilung zu stecken.
1 u.a. Winter F. (2021) Noch 50 Jahre mit Ziffernzensuren? in PÄDAGOGIK 5/21, Beltz:
"Die Ziffernnoten sind Überlebenskünstler. Ihre mangelhafte Aussagekraft ist seit etwa 50 Jahren wissenschaftlich nachgewiesen und danach immer wieder bestätigt worden."
mit Verweis auf u.a. Ingenkamp, K. (1971): Die Fragwürdigkeit der Zensurengebung. Beltz.
Winter F (2018) Lerndalog statt Noten. Beltz (S. 62)
2 Hattie J. (2024) Visible Learning 2.0. Schneider. (S. 151)